„Diese Grabung war der reine Wahnsinn“

Wenn Wolfgang Dangelmaier von seiner Grabung bei Donzdorf-Winzingen erzählt, beginnen seine Augen zu leuchten. So etwas würde er sofort wieder machen, gäbe es eine geeignete Stelle.

Dabei klingt diese Geschichte von den über 1500 geborgenen Sonninien, Witchellien und Shirbuirnien geradezu unglaublich: Vor mehr als 30 Jahren spazierte der gelernte Industriekaufmann aus Lauterstein-Nenningen einmal durch den Wald am Heldenberg. In einem Naturaufschluss erspähte er einige Bänke, aus denen der Rücken einer Sonninia lugte. Es folgte ein gigantisches Projekt: „Der reine Wahnsinn“, wie Dangelmaier heute selbst sagt.

Umgehend besorgte er sich eine Grabungsgenehmigung beim Besitzer des Waldstückes, dem Grafen von Rechberg. Wie ein Besessener fing Dangelmaier an zu buddeln und das nicht nur mit dem herkömmlichen Werkzeug eines Sammlers. Zum Einsatz kamen auch ein Bohrhammer mit 40cm Meißel und ein Stromaggregat: „Ich habe dort im Tagebau gearbeitet.“ Bis in eine Tiefe von fast fünf Metern wurden die einzelnen Schichten des Unter-Bajocium horizontiert abgetragen, heraustretendes Wasser wurde in Rohren abgeleitet. Das riesige Grabungsloch sicherte Dangelmaier professionell mit Holzschranken.

Viele Passanten hätten sich über die riesige Grabung im Wald gewundert und auch den Kopf geschüttelt. Am Ende umfasste die bearbeitete Fläche 1200 Quadratmeter. „Einmal hat mich eine Spaziergängerin bei der Polizei angezeigt. Das ging dann weiter zur Gräflich Rechbergschen Forstverwaltung, die ja aber ihr Okay gegeben hatte und wusste, dass dort etwas Großes entsteht.“

Als Beruhigungspillen gab es zu Weihnachten immer ein paar schöne Ammoniten für die Forstverwaltung als Geschenk: „Das waren Superstücke aus der Grabung, kein Gruscht.“

Wenn Dangelmaier an einer Stelle fertig war, renaturierte er das Gelände, „ich habe alles immer sauber verlassen. Von der Grabung sieht man heute nichts mehr“. Gut 4000 Mal habe er die Stelle im Wald von Winzingen aufgesucht und die Arbeiten erst vor sieben Jahren beendet.

Die Mühen haben sich gelohnt, denn das Stuttgarter Naturkundemuseum veröffentlichte einige wissenschaftliche Studien mit seinen Funden – mit ihm als Co-Autor. „Es war eine schöne Zeit“, erzählt der Rentner „und den Rest meines Lebens widme ich der Präparation von tausenden Fossilien“.

Text/Fotos: Stephan Hack