Schon der Familienname ist schwer auszusprechen: Graphoceratidae. Ammoniten aus dieser Familie erscheinen erstmals im frühen Unter-Aalenium und reichen bis in das Unter-Bajocium. Komplex sind auch die Verwandtschaftsverhältnisse, was vor allem mit der enormen Fülle an Varianten und Übergangsformen innerhalb der Gattungen Leioceras, Ludwigia, Hyperlioceras & Co. zu tun hat.
Die Wissenschaft beschäftigt sich seit Jahrzehnten intensiv mit den Graphoceratidaen und dadurch kommt es immer wieder zu Neuzuordnungen und Umbrüchen – ein Beispiel ist die neuerliche Schaffung des subfalcatum-Horizonts im basalen Ober-Aalenium. Im Archiv sind zahlreiche Ammoniten aus der Familie Graphoceratidae abgebildet. Einige davon wollen wir hier vorstellen, samt ihren charakteristischen Merkmalen und der stratigraphischen Herkunft. Denn für Sammler ist es nicht immer einfach, die jeweiligen Ammoniten voneinander zu unterscheiden …
Gattung Leioceras: Sie sind die ältesten Graphoceratidae und haben ihren Ursprung bei den Pleydellien im obersten Toarcium/Lias. Waren die frühen Leioceraten eher kleinwüchsig, so können spätere Exemplare eine Größe von 20 Zentimeter erreichen. Der lanzettartige Windungsquerschnitt mit seinen parallelen Flanken erinnert an einen gotischen Bogen (siehe Grafik). Ältere Formen sind eher engnabelig und besitzen feine Anwachslininen, die s-förmig geschwungen sind.
Zeitlich überschneiden sich diese Leioceraten mit den gröber berippten Formen, die im Laufe der Zeit zunehmen, weitnabeliger sind und einen deutlich breiteren Querschnitt besitzen.
Gattung Ancolioceras: Der Ursprung der Gattung Ancolioceras liegt bei den Leioceraten, es existieren zahlreiche Übergangsformen. Die Trennung erfolgt chronologisch: Graphoceratinae aus dem Unter-Aalenium werden als Leioceras bezeichnet, ab dem Beginn des Ober-Aaleniums gelten sie als Ancolioceraten.
Bei einer Grabung am Aichelberg 2021 besaß die Mehrzahl der Ancolioceraten eine sinusförmige Berippung und einen ovalen Windungsquerschnitt – weitnabelige Exemplare waren seltener.
Für flachere und schwach berippte Ancolioceraten gilt Ancolioceras substriatum als Mikroconch (siehe s/w-Foto) und für weitnabelige Exemplare ist es Ancolioceras aff. cariniferum.
Ein weiteres Merkmal sind die markanten Primärrippen, die sich ungefähr auf der Flankenmitte in zwei Sekundärrippen gabeln, die nach vorne schwingen – wie bei Ludwigia haugi (oberes Foto) oder Ludwigia obtusiformis. Ludwigien können bemerkenswert groß werden: es sind Exemplare mit bis zu 30cm Durchmesser bekannt.
Brasilien erreichten eine Größe von bis zu 50cm und von der Tongrube Geisingen/Donau sind Exemplare mit bis zu 40cm bekannt. Bis weit in die 2000er Jahre war die Tongrube Anlaufpunkt für Sammler aus dem In- und Ausland, der Tonabbau ist allerdings eingestellt worden und die Fundmöglichkeiten sind erloschen. Weitere Funde von Brasilien lieferten der Kahlenberg bei Ringsheim und Wochenberg bei Deilingen/Südwestalb.
Fundorte von Graphoceraten sind das Wutachgebiet und der Kahlenberg bei Ringsheim sowie früher die Tongrube Geisingen/Donau.
Die Form ändert sich in der höheren Discites-Zone zu einer glatten und diskusartigen Scheibe mit bis zu 30cm Größe. Kennzeichnend für diese späteren Hyperlioceraten ist zudem ein enger Nabel (siehe Grafik). Gut erhaltene Hyperlioceraten sind im Wutachgebiet zu finden und am Kahlenberg in Ringsheim.
Literaturhinweise:
Dietze, V; Chandler, R und Schweigert, G: Ein neuer Ammoniten-Biohorizont an der Basis des Ober-Aaleniums der Schwäbischen Alb: der subfalcatum-Biohorizont. London und Stuttgart 2021.
Dietze, V; Balle, T., Hofbauer, A. und Schweigert, G.: Lowermost Aalenian ammonite biohorizons in the Opalinuston Formation (Teufelsloch Member) at the foot of Hohenstaufen Mountain. Stuttgart 2024.
Dietze, V. et al.: Ammonites and stratigraphy of the Achdorf Formation at the Wochenberg hill near Schömberg-Schörzingen. Stuttgart 2022.
Chandler, R.; Dietze, V. und Auer, W.: Die Graphoceratidae: Leioceras und seine Verwandten. In: Fossilien, Heft2/2012. Stuttgart.