Sonninien: Ordnung im Wirrwarr der Gattungen

Sonninien gehören für Sammler zu den begehrten Ammoniten des Braunjura. Sie sind relativ selten, oftmals in Schale erhalten und die Innenwindungen zieren bisweilen Dornen.

Versucht man sich allerdings in der Bestimmung dieser Ammoniten und deren Gattungen, fangen die Schwierigkeiten an: was ist Sonninia und was Witchellia, was Shirbuirnia und was Fissilobiceras.

Tatsächlich herrschte bei der Benennung der Sonninien lange Zeit ein regelrechtes Chaos. Einig war sich die Wissenschaft offenbar nur darin, dass sämtliche Sonninien bis zur Sauzei-Zone der Familie Sonniniidae angehörten.

Aber schon bei der Gliederung der Familie Sonniniidae hörten die Gemeinsamkeiten auf: Während Dietl & Haag in den 80er Jahren die Gattungen Euhoploceras, Fissilobiceras, Shirbuirnia und Witchellia verwendeten, gebrauchte der Spanier Fernández López zusätzlich die Begriffe Papilliceras und Sonninia.

Die Engländer Callomon & Chandler arbeiteten in den 90er Jahren auch noch mit Gattungen wie Stiphromorphites, Sherbornites und Sonninites. Und der Franzose Rioult hielt schließlich Fissilobiceras für eine Untergattung von Euhoploceras – für den gewöhnlichen Fossilien-Sammler ein schwer nachvollziehbarer Wirrwarr. Gründe für die unterschiedlichen Auslegungen waren u.a. die große Formenvielfalt der Sonninien sowie die teilweise erhebliche Variabilität einzelner Arten.

Eine neue Systematik beschreiben die beiden Braunjura-Experten Günter Schweigert und Volker Dietze. Sie unterteilen die Familie Sonniniidae wie folgt: In die Gattung Sonninia, deren Exemplare vom Ober-Aalenium bis zur Sauzei-Zone auftreten. Des Weiteren in die Gattungen Shirbuirnia und Pseudoshirbuirnia.

Außerdem in die Gattung Witchellia, nach deren Typus-Art Witchellia laevisucula sogar eine Zone sowie eine Subzone benannt wurde. Und schließlich in die Gattung Fissilobiceras  – deren großwüchsige Ammoniten besitzen eine komplexe Lobenstruktur. Gerade die Loben würden dafür sprechen, Fissilobiceraten eher in die Familie Hammatoceratidae zu stellen.

Im Archiv von Jura-Fosssilien.de finden sich zahlreiche Exemplare aller Gattungen aus unterschiedlichen Fundgebieten des Südwestens. Das Verbreitungsgebiet reicht bis in die Humphriesianum-Zone – Ammoniten wie Dorsetensia romani oder Dorsetensia deltafalcata kommen als „Nachzügler“ der Witchellien in Betracht.

Laut Dietze und Schweigert werden Sonninien sogar noch im Ober-Bajocium vermutet: „… die rätselhafte und extrem seltene Gattung Diplesioceras aus der Garantiana- bzw. Parkinsoni-Zone … weist mit den knotig verdickten Rippen und einem Kiel noch typische Sonninien-Merkmale auf.“

Text und Fotos: Stephan Hack

Überblick über die Familie Sonniniidae, Gattungen und Arten (unvollständig):

Sonninia

 

adicra

acanthodes

modestum

marginatum

dominans

gibberum

trigonata

berckhemeri

carinodiscus

hussigniensis

corrugata

alsatica

felix

patella

polyacantha

propinquans

stimulans

oviformis

lotharringica

mesacantha

 

Shirbuirnia

 

gingensis

trigonalis

Pseudoshir-

buirnia

oechslei

stephani

fastigata

Fissilobi-

ceras

ovale

fissilobatum

furticarina-

tum

Witchellia

 

falcata

romanoides

pseudo-

romanoides

laeviuscula

spinifera

jugifera

sayni

glauca

 

Literaturhinweise:

Dietze, V., Schweigert, G. und Wannenmacher, N. (2020): Die Sauzei-Zone (Mitteljura, Unter-Bajocium) im Gebiet des Hohenzollern. Stuttgart.

Chandler, R., Dietze, V. und Schweigert, G. (2006): Die Sonninien – Geschichte einer Ammoniten-Familie. In: Fossilien 1/06, Stuttgart.

Dietze, V. et. al. (2011): Die Ovale-Zone (Mitteljura, Unter-Bajocium) an ihrer Typuslokalität bei Achdorf. München.

Dietze, V., G. Schweigert, J. H. Callomon & R. B. Chandler (2005): The ammonite fauna and biostratigraphy of the Lower Bajocian (Ovale and Laeviuscula zones) of E Swabia. Stuttgarter Beiträge zur Naturkunde, B, 353: 1-82. Stuttgart.