Erstfund einer Emileia brocchi im Südwesten

Wann macht man schonmal einen Erstfund? Zum Beispiel im Juli vor vier Jahren: Damals grub ich an einem Rutschhang in Südbaden. Unter den Hieben des Geologenhammers löste sich ein Gesteinsbrocken, darin erkennbar war der Rücken eines kugeligen Ammoniten – es war eine neun Zentimeter große Emileia brocchi. Sie stellt einen Erstbeleg im Südwesten dar.

In der Wissenschaftsliteratur werden Emilieien vor allem in der Sauzei-Zone aufgeführt, also im Bereich der oberen Blaukalke.

Dort ist die Gattung Emileia erstaunlich variabel. Aus Fundgebieten des Südwestens sind Arten bekannt wie quenstedti, polyschides, pseudograndis, bulligera, schassmanni, sauzei, vagabunda, polymerus, helvetica, pseudomultifida, dundriensis, lotharingica, polypectites, pseudocontrahens oder arkelli.

Die Arten unterscheiden sich im morphologischen Erscheinungsbild teilweise erheblich. Zum Beispiel wirken Emileia quenstedti, polyschides oder brocchi gedrungen und massig, sie besitzen involute Innenwindungen und einen fast runden Windungsquerschnitt.

Emileia contrahens oder pseudomultifida können dagegen bis zu 20cm groß werden, sie sind weitnabeliger und verfügen über eine deutlich geringere Windungshöhe.

Nachweise von Emileien aus älteren Schichten als der Sauzei-Zone sind nur vereinzelt bekannt. Die Emileia brocchi stammt allerdings aus der Laeviuscula-Zone/Laeviuscula-Subzone des Scheffheu und somit aus einigen Schichten unterhalb der Sauzei-Zone. Nur 200 Meter davon entfernt barg der Sammlerkollege Roger Furze eine 21cm Emileia contrahens – in der noch weiter unten liegenden Ovale-Zone. Laut dem Finder „repräsentiert dieses Exemplar den bisher ältesten Nachweis der Gattung Emileia in Deutschland und ist eines der ältesten weltweit bekannten Exemplare der Gattung“.

Der Fund einer Emileia ist also immer etwas Besonderes und das gilt auch für die ähnlich seltenen Otoites als mikroconche Partner. Die Sammler Michael Kutz, Klaus Bosch, Magda und Manfred Piperek oder Wolfgang Dangelmaier haben ihre Emileien dem Archiv dieser Webseite zur Verfügung gestellt. Dadurch wird deutlich, dass Emileien im gesamten Südwesten vorkommen und zwar von Ringsheim bis zur Ostalb – allerdings weit seltener als etwa in Südengland.

Etwas häufiger scheinen Emileien in der Reutlinger Gegend und der Zollernalb vertreten. So fand der Sammler Thorsten Ott bei Bisingen-Thanheim in einer Rutschung gleich mehrere Emileien. Ein solches Sammelglück ist äußerst selten – wie eine Art Lotteriegewinn.

Text/Fotos und Screenshot E. contrahens: Stephan Hack

Literaturhinweise:

Dietze, V. und Schneider E. (2016): Ammoniten aus der Sauzei-Zone (Unter-Bajocium, Mittlerer Jura) vom Rechberg (Drei Kaiserberge, mittlere Schwäbische Alb). Stuttgart.

Dietze, V., Stappenbeck, G. Wannenmacher, N., und Schweigert, G. (2008): Stratigraphie und Ammoniten-Faunenhorizonte im Grenzbereich Sauzei-/Humphriesianum-Zone (Unter-Bajocium, Mitteljura) der westlichen Schwäbischen Alb (SW-Deutschland). Stuttgart.

Dietze, V. et. Al. (2010): Rare Middle Jurassic ammonites of the families Erycitidae, Otoitidae and Stephanoceratidae from southern Germany. Stuttgart.

Dietze, V. und Wannenmacher, N. (2019): Eine Emileia von der Zollernalb – vom Fund zum wissensschaftlichen Beleg. In: Fossilien 1/2019. Stuttgart.

Dietze, V., Wannenmacher, N. und Schweigert, G. (2020): Die Sauzei-Zone (Mitteljura, Unter-Bajocium) im Gebiet des Hohenzollern (Schwäbische Alb, SW-Deutschland). Stuttgart.

Dietze, V., Wannemacher, N., Franz. M. und Weis, R. (2019): Neue Erkenntnisse über die Wedelsandstein Formation der Zollernalb (Schwäbische Alb, SW-Deutschland). Stuttgart.

Dietl, G., Schweigert, G. und Dietze, V. (2011): Chrono-/Biostratigraphie im Mitteljura von SW-Deutschland. 1. Teil: Bajocium. Stuttgart.

Mineralienlatlas (Online-Lexikon): Emileia