Die Suche nach einem Clydoniceras discus gleicht der Jagd nach einem Phantom. Der Ammonit ist so selten, dass im Braunjura des Südwestens bisher nur sehr wenige Exemplare gefunden wurden. Es ist ein interessanter Ammonit: Ein Clydoniceras besitzt eine scheibenartige Form sowie ein engnabeliges Gehäuse und schwach ausgebildete, radiale Rippen.
Im Vergleich etwa zu einem Oxycerites orbis ist ein Clydoniceras discus dicker und die Lobenlinien sind einfacher strukturiert. Und obwohl Clydoniceras und Oxycerites ähnlich aussehen, gibt es zwischen beiden Ammoniten noch einen wichtigen Unterschied: Oxycerites orbis wird der Unterfamilie Oppeliinae zugeordnet, während der Clydoniceras discus zur Unterfamilie Sonniniinae gehört.
Ich weiß nicht, wie oft ich mir Hoffnung auf den Fund eines Clydoniceras gemacht habe. Mehrmals im Jahr suche ich das stratigraphische Gebiet auf, in dem dieser Ammonit zu finden sein soll: in der Discus-Zone knapp unterhalb den roten Erzschichten der Herveyi-Zone. Also dem Grenzbereich von Bathonium zu Callovium.
Die Discus-Zone mit ihren grau-beigen Bänken ist in Südbaden arm an Ammoniten und bisher konnte ich dort nur größere Choffatien und Homoeoplanuliten aufspüren. Funde von diskusförmigen Ammoniten können trügerisch sein: Nur allzuoft hielt ich die flacheren Oxyceriten in den Händen, die sowohl in der Discus- als auch in der darunter liegenden Orbis-Zone vorkommen. Das sind zwar auch schöne Ammoniten, aber ein Oxycerites ist im Vergleich zu einem Clydoniceras recht häufig.
Eines habe ich mir vorgenommen: Solange ich sammle, werde ich auch Clydoniceras discus suchen. Vielleicht nicht so intensiv wie in den letzten Jahren … aber aus den Augen verliere ich dieses fehlende Teil in meinem Braunjura-Puzzle auch nicht.
Ergänzung von Michael Kutz/Mackenheim zu Funden von Clydoniceras discus im Südwesten:
„Rudi Mattes (Freiburg) hatte den Erstbeleg aus dem Klettgau Mitte der 1980er bei einer Profilaufnahme am Neubau eines Wasserhochbehälters im Berchenwald/Dangstetten gefunden. Der einzige Fund vom Oberrhein: Oskar Schlippe beschreibt einen Oxynoticeras discus 1888 aus der damals bekannten fossilreichen Leimengrube von Vögisheim (Südbaden/Markgräflerland). Arkell macht dann den Holotypus von Clydoniceras schlippei daraus.“
Text: Stephan Hack
Zu den Fotos:
1. Titelfoto Clydoniceras discus/Bitterli-Dreher
2. Computermodell eines Clydoniceras/Sketchfab
3. Zwei Oxycerites orbis/Hack
4. Fundniveau Clydoniceras im Grenzbereich Bathonium-Callovium/Hack
5. Darstellung Clydoniceras discus aus: O.Schlippe 1888 Tafel 8 Fig. 1 und 1a