Wo die großen Macrocephaliten liegen

Als Sammler im Braunjura kann man sich wunderbar das Wetter zunutze machen. Nach längeren Regenphasen oder nach dem Winter lohnen sich Erkundungen im Gelände: An den Hängen der Schwäbischen Alb und im Wutachgebiet ist dann ziemlich sicher der eine oder andere Hang abgerutscht oder Starkregen hat Gesteinsbänke freigelegt, die zuvor unter Humus verborgen waren.

So geschehen an einer Rutschung im Callovium und Malm, Anfang Juli. Regen hatte den Boden so schwer gemacht, dass er langsam gen Tal abdriftete – wir reden hier von Tonnen von Gestein, Schlamm und Geröll auf einer Gesamtfläche von 10 Metern Länge und 15 Metern Höhe.

Irgendwo unter dem pampigen Schlick des Malms schauten einige Schichten des höheren Unter-Calloviums hervor, genauer der Calloviense-Zone. Es bedurfte nur wenige Minuten an Grabarbeit, bis der Rücken eines 30 Zentimeter Macrocephalites in der obersten Bank zum Vorschein kam. Beide Seiten gleich gut erhalten, besitzt der Ammonit auch Phragmokon und Wohnkammer.

Etwa 50 Zentimeter weiter unten dann die nächste Überraschung. Nach einer Tonlage erschienen drei vererzte Gesteinsbänke, gespickt mit Choffatien, Homoeoplanulites und einigen Macrocephalites. Die Ammoniten stapelten sich förmlich übereinander.

Einziger Wermutstropfen: Die meisten Exemplare waren bereits im Muttergestein gebrochen oder nur fragmentiert erhalten. Nur wenige Choffatien konnte ich als Ganzes bergen.

Machte aber nichts: Es war der erste Tag am Rutschhang, weitere sind bereits geplant. Wie an nur wenigen Fundorten im Braunjura, kann man sich hier sogar den Luxus leisten, nur die besten Stücke mitzunehmen.

Text/Fotos: Stephan Hack